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Tränengas und Wasserwerfer gegen Studenten-Protest in Chile

chile educación 300Den Studenten reicht es: Bei den Protesten in der Hauptstadt Santiago machten die Teilnehmer ihrem Unmut über die schleppende Umsetzung der versprochenen Bildungsreform Luft. Die Studenten bemängeln vor allem, dass die öffentlichen Schulen schlecht und die privaten Universitäten zu teuer sind. Im Reformprozess beklagen sie zu wenig Mitspracherechte bei den von Präsidentin Michelle Bachelet nach ihrer Wahl im Dezember 2013 versprochenen tiefgreifenden Veränderungen im Bildungssystem. Zudem brachten die Studenten mit ihrem Protest ihre Wut über eine Serie von Korruptionsskandalen zum Ausdruck, in die Politiker und Unternehmer verwickelt sind.

Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer an den Protesten auf 40.000, die Veranstalter sprachen von 150.000 Demonstranten. Nach der anfangs friedlichen Kundgebung kam es zu Krawallen, bei denen Studenten Steine und Benzinbomben auf die Polizisten warfen. Die Staatsmacht reagierte prompt und feuerte mit Wasserwerfern und Tränengas zurück. Nach Angaben der Sicherheitskräfte wurden sieben Polizisten verletzt, mehr als 130 Demonstranten wurden festgenommen.

Bachelets Glaubwürdigkeit untergrabenMehrere Korruptionsskandale um Steuerhinterziehung, Geldwäsche und illegale Wahlkampffinanzierung hatten Chile zuletzt erschüttert. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Firmen, die hohe Summen an Regierungs- und Oppositionspolitiker gezahlt haben sollen – für nie geleistete Beratungstätigkeit. Zwei renommierte Unternehmer kamen in Untersuchungshaft.

Verwickelt in die jüngsten Korruptionsskandale ist auch Bachelets ältester Sohn Sebastian Davalos Bachelet. Gegen den 36-Jährigen und seine Frau wird wegen Vetternwirtschaft ermittelt. Das Ehepaar hatte Ende 2013 einen Kredit in Höhe von zehn Millionen Dollar (9,3 Millionen Euro) beim Geldhaus Banco de Chile erhalten, den zuvor drei andere Banken abgelehnt hatten. Mit dem Kredit kaufte die Firma von Bachelets Schwiegertochter Natalia Compagnon ein Grundstück, das sie mit einem Gewinn von fünf Millionen Dollar weiter veräußerte, nachdem es für den Bau von Wohnungen freigegeben wurde. Der Präsidentin macht der Skandal schwer zu schaffen. In Umfragen kommt sie nur noch auf rund 30 Prozent Zustimmung.

Proteste gegen das Bildungssystem, das noch aus der Zeit der Militärdiktatur von Augusto Pinochet stammt (1973 – 1990), gibt es seit Jahren: Es gibt viele teure Privatschulen und private Universitäten, die vor allem aufs Geldverdienen aus sind. Umgerechnet mehrere tausend Euro pro Jahr kostet oftmals das Studium, die Lebenshaltungskosten nicht eingerechnet.

(DW-TV)

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